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Weinfehler – Korken, Böckser, Brett und Co.

Als Weingeniesser kennen Sie die Situation. Sie bestellen sich im Restaurant eine gute Flasche Wein und freuen sich auf ein harmonisches Abendessen. Bereits beim Probieren fällt Ihnen aber auf, dass der Wein merkwürdige Geruchsnoten enthält. Ist das ein Weinfehler oder einfach ein mittelmässiger Wein?

Wir haben ihnen zusammengefasst, welche Weinfehler auftreten und was Sie dagegen tun können.

Was ist ein Weinfehler?

Ein Weinfehler kann auf verschiedene Arten auftreten. Weinfehler können den Geruch, den Geschmack oder das Aussehen eines Weins verändern. Ein Weinfehler beeinflusst somit die Merkmale, welche Weine unter normalen Bedingungen haben. Treten Weinfehler auf, so ist dies sehr ärgerlich, weil sich der Wein nicht mehr richtig beurteilen oder geniessen lässt. Nun erklären wir Ihnen die häufigsten Weinfehler und was Sie dagegen unternehmen können.

Korken, TCA, TBA

Korken (in der Schweiz Zapfen) ist der häufigste Weinfehler und die meisten Weingeniesser haben schon mal einen Wein mit Korkgeschmack weggeschüttet. Die Ursache für den mehr oder weniger intensiven Korkgeschmack liegt bei einem Stoff mit dem kryptischen Namen „2,4,6-Trichloranisol“, kurz TCA. Dieser Stoff entsteht meist durch Mikroorganismen in der Rinde der Korkeiche. Bereits die kleinste Menge TCA kann grosse Mengen Wein ungeniessbar machen. Eine ähnliche Wirkung wie TCA hat Tribromanisol, kurz TBA. Dieser Stoff ist Bestandteil vieler Flammschutzmittel, weshalb TBA auch während der Produktion in den Wein gelangen kann. Überhaupt sprechen Weinkenner lieber von einer TCA- oder TBA-Verseuchung als von Korken, da sie auch bei korkfreien Weinen auftreten können.

Weinfehler können vielfältig sein.

Böckser

Von „Böckser“ spricht man, wenn ein Wein nach faulen Eiern, Knoblauch, Zwiebeln oder Ziegenbock riecht (darum „Böckser“). Er entsteht durch eine zu starke Schwefelung oder durch andere Fehler in der Produktion, wie z.B. Verunreinigung, zu hohe Gärtemperatur oder Fehler in der Hefetätigkeit. Früher gab es diesen Weinfehler häufig. Heute wird aber viel hygienischer produziert, weshalb weniger Schwefel verwendet wird.

Brett

Riecht ein Wein nach animalischen Noten (Stallgeruch, nasser Hund, etc.), liegt wahrscheinlich eine Brettanomyces-Verseuchung, kurz Brett, vor. Gegen die Geschmacksveränderung dieses Hefepilzes kann nichts gemacht werden. Obwohl animalische Noten nicht gerade mit rosig duftenden Begriffen beschrieben werden (Pferdeschweiss, Pferdesattel, nasser Hund), gelten gerade bei Rotweinen im oberen Preissegment leichte Brett-Töne als Qualitätsmerkmal. Es ist also eine individuelle Geschmacksfrage, ob man eine leichte Brett-Verunreinigung als Problem oder Glücksfall sieht.

Essigstich, "Uhu-Ton"

Andere Fehler bei der Vergärung können dazu führen, dass Bakterien Zucker und Alkohol zu Essigsäure oder Ethylacetat umwandeln. Daraus resultieren verschiedene Weinfehler, die sich meist in Essiggeschmack und beissenden Leim-Gerüchen (sogenannter „Uhu-Ton“, nach dem Leimhersteller) äussern. Alle Weine enthalten leichte Geschmacksspuren solcher Art, bei zu hoher Konzentration werden sie jedoch störend und gelten als Fehler. 

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Untypischer Alterungston

Von einem untypischen Alterungston spricht man, wenn der Wein nach „nassem Lappen“ oder „Mottenkugeln“ riecht und im Gaumen einen dumpfen Geschmack hat. Die Weine sind nicht komplett ungeniessbar, aber unter ihrer erwarteten Qualität. Zum Glück tritt dieser Weinfehler selten auf.

Kohlensäure, Trübung

Kohlensäure in einem Stillwein und eine Trübung von Rot- und Weissweinen entstehen nach der Abfüllung in die Flasche. Kohlensäurehaltige Stillweine und getrübte Rotweine sind meist nicht mehr geniessbar, da Mikroorganismen den Wein in der Flasche bakteriell oder durch eine Nachgärung verändert haben. Leicht getrübte Weissweine können zum Teil noch getrunken werden, vor allem wenn die Trübung das Resultat einer vorsichtigen Schönung des Produzenten ist.

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Oxidations- und Reifenoten, Petrol

Überschreitet ein Wein seinen optimalen Reifezeitpunkt oder lässt man ihn zu lange offenstehen, entstehen oxidative Noten von Sherry, Rosinen, Rumtopf oder Petrol. Auch farblich verändert sich der Wein. Er wird bräunlich. Bei jungen Weinen deuten solche Aromen auf einen Weinfehler hin, da sie dem Wein die Frucht nehmen und ihn „miefig“ machen. Bei langjährig gereiften Qualitätsweinen sind Rumtopf- und Petrol-Noten je nach Geschmack gern gesehen und tragen zum speziellen Geschmackserlebnis bei.

Korken und andere Weinfehler

Weinfehler, was tun?

Gegen die meisten Weinfehler können Sie wenig tun. Leichte „Böckser“ verflüchtigen sich, wenn Sie den Wein einige Zeit stehen lassen oder dekantieren. Gegen eine stärkere Verschmutzung wird vorgeschlagen, eine Kupfermünze in den Wein zu geben und ihn einige Stunden stehen zu lassen. Weine mit einer leichten TCA-Verseuchung können Sie zum Kochen brauchen. Bei starker Verunreinigung müssen Sie den Wein wegleeren. Für die anderen Weinfehler sind keine rettenden Massnahmen bekannt. 

Falls Sie einen Wein im Restaurant bestellen und einen klaren Weinfehler (insbesondere Korkgeschmack) erkennen, dürfen Sie ohne schlechtes Gewissen eine neue Flasche verlangen. Die meisten Restaurants können verseuchte Flaschen ihrem Weinhändler zurückgeben. In guten Restaurants können Sie auch den Sommelier um Rat bitten, er wird Ihnen sicher keinen fehlerhaften Wein servieren. Gleiches gilt bei einem Kauf beim Händler. Fast alle Weinhändler nehmen verseuchte Flaschen anstandslos zurück. Zuhause lohnt es sich, einen Wein vor dem Eintreffen der Gäste kurz zu degustieren. Falls Sie den Wein selbst „überlagern“ und zu spät aus dem Keller holen, kann niemand dafür belangt werden. Besonders bei intensiven Fehlern gibt es dann nur eines: Schnell eine neue Flasche öffnen.

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Aktualisiert am 12.05.2021