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Riesling x Silvaner – Verwirrung um eine beliebte Traubensorte

Der Weisswein Müller-Thurgau ist in der Schweiz auch als Riesling x Silvaner bekannt. Der Silvaner hat aber nichts mit dieser Weissweinsorte zu tun. Ein Irrtum, der lange unbekannt war. Heute sollten Sie als Weinkenner wissen, was es mit dieser Verwechslung auf sich hat.

Hier lesen Sie, wie es zu diesem Irrtum kam, wann er aufgedeckt wurde und welcher Name die Winzer heute bevorzugen.

Eine Sorte entsteht

Als erstes müssen Sie Hermann Müller kennen lernen. Müller ist gewissermassen der Vater der Weinsorte Müller-Thurgau. Er wird 1850 in Tägerwilen im Kanton Thurgau geboren. Fürs Studium zieht es ihn ins Ausland. Er promoviert schliesslich am Botanischen Institut der Universität Würzburg. Danach übernimmt er eine leitende Stelle in der Forschungsanstalt Geisenheim und er beginnt 1882 mit dem Kreuzen von verschiedenen Weinsorten. 

1891 kehrt Hermann Müller in die Schweiz zurück. Er wird nach Wädenswil am Zürichsee berufen. Dort hilft er bei der Gründung einer Schweizer Versuchs- und Lehranstalt für Obst-, Wein, und Gartenbau. Die Stecklinge aus den Kreuzungsversuchen der vergangenen Jahre lässt er sich nachschicken. Das ist die Geburtsstunde des Müller-Thurgaus.

Die Verwirrung um eine Traubensorte.

Wer sind die Eltern?

Als Hermann Müller die neue Weissweinsorte entdeckt, ist er sich nicht mehr sicher, welche Reben er gekreuzt hat. Er weiss noch, dass die Mutter Riesling sein muss. Als Vater wird Silvaner vorgestellt. So heisst die neue Rebsorte und auch der Wein Riesling x Silvaner. Erst ab 1913 wird die Sorte in Deutschland unter dem Namen Müller-Thurgau geführt. In der Schweiz behält sie den Namen Riesling x Silvaner. Aus Marketinggründen wird der Wein manchmal auch Rivaner genannt, als Mischung aus den Worten Riesling und Silvaner. 

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Die wahren Eltern

Rund 75 Jahre nach der Entstehung des Riesling x Silvaners ist klar: Die Rebsorte trägt kein Silvaner-Erbgut in sich. Aus welchen Rebsorten nun genau der Riesling x Silvaner entstand, bleibt unbekannt. Erst im Jahr 1999 wird entdeckt, aus welchen Reben die neue Sorte gekreuzt wurde. Dank gentechnischer Verfahren wurde die Rebsorte Madeleine Royale als Vater bestimmt. Somit war klar, dass der Name Riesling x Silvaner zu Müller-Thurgau wechselt.

​Übrigens...

Ähnliches spielte sich später noch bei der Sorte Madeleine Royale ab. Lange galt diese Rebe als eine Züchtung aus den Kreisen der Chasselastrauben. Erst 2009 wurde erkannt, dass diese Rebsorte aus der Kreuzung Pinot und Trollinger entstand. Eine verwirrende Sache, diese Traubensorten…

Fazit

Seit der Klärung um die Entstehung des Müller-Thurgau wird auch in grossen Teilen der Schweiz dieser Name verwendet. Die Schreibweise Riesling x Silvaner ist nicht mehr zulässig, weil das «x» auf eine Kreuzung dieser beiden Rebsorten hinweist. Möglich ist, dass Sie den Namen mit einem Bindestrich schreiben (Riesling-Silvaner). So oder so: Weintrauben sind und bleiben eine Wissenschaft für sich.

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Bildquelle: pxhere/pxhere.com

Aktualisiert am 27.11.2020